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Unser Treffen stand ganz im Zeichen des Luftbrücken-Spirits und war zeitlich und räumlich in die Feierlichkeiten um das Jubiläum 70 Jahre Luftbrücke eingebettet. In Deutschland und Berlin fanden in der Zeit vom 10. bis 18. Juni Veranstaltungen statt, die die Rosinenbomber (vermutlich zum letzten Mal) in großer Anzahl in den Himmel steigen ließen. Das Thema „Luftbrücke zum Anfassen“ holte ein Stück deutscher Geschichte zurück in unsere Gegenwart und wir, die 99s, waren mit dabei.
Das Cockpit eines Flugzeugs gilt noch immer als Männermetier. Dabei fliegen Frauen schon seit über 30 Jahren Passagier*innenflugzeuge.
Die 99s International Conference fand in diesem Jahr vom 3.-8. Juli in Philadelphia statt, ein außergewöhnliches Ziel zu einem außergewöhnlichen Zeitpunkt: In Philadelphia, der „Cradle of Liberty“, der Ort, wo vor 242 Jahren die Vereinigten Staaten von Amerika geboren wurden, nahmen wir nicht nur an der Konferenz teil, sondern erlebten auch den 4. Juli, den Nationalfeiertag, gemeinsam mit unseren amerikanischen Freundinnen.
Am 3. Juli 2018 flog ich als einzige deutsche Ninety-Nine nach Philadelphia.
Tagungshotel war das Hotel „Double Tree by Hilton Philadelphia Center City“. Hier fanden die Treffen der Präsidentinnen der Chapters und der Governors der Sections sowie die Meetings des Endowment Trusts, des Amelia-Earhart-Scholarships Trusts und des Museums Trusts sowie alle anderen fliegerischen Veranstaltungen statt.
An den sechs Konferenztagen wurden zahlreiche Fortbildungsseminare angeboten: Z. B. das Hudson River Tour Seminar. Die konkrete Planung des fliegerisch an-spruchsvollen Fluges, den ich so gerne nach vierzehn Jahren wiederholt hätte, fiel für meine Freitagsgruppe leider wegen schlechten Wetters aus. Vielbesucht war Mary Wonders Vorstellung und Werbung für den „Air Race Classic 2019“. Ein ande-res Seminar „When your plane flies on“ vermittelte Enroute-Planning für Piloten. Viele Zuhörer fanden das Seminar „The Drone Evolution“ interessant. Erstmals und zwar sehr erfolgreich angeboten wurde die „Career Expo“ mit drei Veranstaltungen wo sich Berufspilotinnen mit Vertretern der Airlines treffen konnten.
Wichtigste Veranstaltung war das Annual Business Meeting der 99s-Pilotinnen, wo der neue, auf elektronischem Weg gewählte, „ Board of Directors“ vorgestellt und der alte verabschiedet wurde. Abstimmungen über Satzungsänderungen fanden in die-sem Jahr nicht statt. Der Samstag endete mit dem traditionellen festlichen Bankett, immer ein Höhepunkt des sozialen Miteinander, mit der Vergabe der Stipendien und der vielseitigen Ehrungen. Die Förderung junger Pilotinnen, die Wertschätzung be-sonderer Leistungen aktiver Mitglieder sowie die Erinnerung an die Gründerin der 99s, Amelia Earhart, spielen in der großen Familie der internationalen 99s eine her-ausragende Rolle.
Neben der fliegerischen Fortbildung gab es täglich Möglichkeiten, Philadelphia und die nähere und weitere Umgebung kennenzulernen. Eine Bustour führte nach Washington DC, eine andere zum Diggerland Construction Park, dem einzigen derartigen Abenteuerpark in Nordamerika, eine weitere zum International Airport und zum Van Sant Airport. Auf dem Programm standen auch verschiedene Museen: Das Eagles Mere Air Museum in Sullivan County, Longwood Gardens und das Philadelphia Museum of Art mit seiner ungewöhnlich reichen Vielfalt an alter und neuer Malerei.
Ich schloss mich der „Patriotic Philadelphia Walking Tour“ an und eroberte mir die Geschichte Philadelphias zu Fuß. Im Independence National Historical Park streiften wir im Vorbeigehen mehr als zwanzig historische Gebäude, die alle von der Ameri-kanischen Geschichte erzählen konnten. Wir bestaunten die hübsche gepflegte älteste Straße der Stadt, die „Elfreth’s Alley“, und das noch original erhaltene „Betsy Ross House“. Höhepunkte waren die Liberty Bell in ihrem Glashaus und das National Constitution Center. Hier konnten wir hautnah fühlen, wie wichtig den Amerikanern die Geschichte des Werdens ihres Staates ist.
Den Nationalfeiertag feierten wir an Bord der „Spirit of Philadelphia“ mit einem festlichen Dinner und einem Anblick des mehr als halbstündigen phantastischen Feuerwerks auf dem Delaware River vor der Ben Franklin Bridge.
Mit anderen 99s-Pilotinnen hatte ich das besondere Highlight, die Busfahrt nach New York, gebucht und erlebte ein sonniges und interessantes Wiedersehen mit dem ge-liebten Big Apple. Erschüttert hat mich das 9/11 Memorial und Museum, das bei meinem letzten Besuch 2010 noch nicht stand. Am Nachmittag erlebten wir die extra für uns aufgeführte Broadway Show „Come from Away“, die Geschichte der ersten weiblichen Flugkapitänin der American Airlines. Wir beendeten unsere New York Tour mit einem geführten Spaziergang, einer einzigartigen „Sites and Bites Tour“ durch den Big Apple, wobei unsere hungrigen Mägen von der „besten“ New Yorker Mexican Food, der „besten“ Pizza, dem „besten“ Sandwhich und dem „besten“ Kaffee mehr als satt wurden.
Am Montag flog ich nach einer letzten Übernachtung in Philadelphia und einer Stadt-rundfahrt auf dem „Hop On-Hop-Off-Bus“ nach Deutschland zurück.
Was bedeuten mir die Annual Business Meetings der internationalen 99s? In nun mehr als zehn Jahren habe ich dort Freundschaften mit internationalen Pilotinnen geschlossen, die mir halfen, andere Länder kennenzulernen. Ich fühle mich als Mitglied der großen 99s Familie. Wir freuen uns jedes Jahr auf unser Wiedersehen.
2019 findet die Konferenz vom 16.-20. Juli in Dayton, Ohio statt, wo die Gebrüder Wright vor 90 Jahren ihre ersten Flugversuche starteten. Wer von uns deutschen 99s hat Lust, mitzufliegen auf dem „Wright Way to Dayton“?
Doris Gerecht