
Bayerns älteste Fliegerin wird 80

Nieselregen, windig, OVC, und ausgerechnet bei diesem Wetter Girls’Day 2019 am Flugplatz Schönhagen.
Bericht aus den VDP Nachrichten 2019/20 von von Cillie Rentmeister
Eine Einweisung mit Tinekes Flugzeug – eine PA 22 Tri Pacer, BJ 1960 (Blue Lady) – fand am Flugplatz Nordhorn Lingen statt. Trimmung weit rückwärts, Steuerhorn nach vorn, autsch, ich konnte aufsetzten aber die Landung war sehr hart und dachte, das Fahrwerk bricht ab. Achim beruhigte mich: „Dieses Fahrwerk hält viel aus“.
Endlich klappte es, danach Seitenwindlandungen – 12 bis 15 kt – auch das klappte. Tineke fragte: „Hast du Probleme zu zelten“? „Nein!“
Das Polen-Reisetagebuch als PDF-Datei
14.07.2019: Ich fuhr mit meinem neuen Auto Seat Arona von Rimsting nach Wunstorf, übernachte bei meiner Schwägerin und es ging am nächsten Tag weiter nach Nordhorn Lingen, ins gemütliche Häuschen von Tineke.
15.07.2019: Die Flugvorbereitung bis Poznan (Posen) hatten wir schon vorher getrennt durchgeführt, dann gemeinsam besprochen und kontrolliert. Die Flugtasche war gepackt, Zelt, Feldbett mitgenommen, Käse wurde noch für bekannte Pilotinnen in Polen eingekauft. Das Flugzeug beladen!
16.07.2019: Am Morgen war der Himmel dicht bewölkt, oh, oh, das sieht nicht gut aus, warten war angesagt, es war recht kalt. Wir sahen uns immer wieder das Wetterradar an, die Route war südlich von Hannover-Braunschweig geplant, ausgerechnet da gab es dichte Bewölkung, also weiter warten. Horst, Fluglehrer, Flugmechaniker und Freund von Tineke, hatte die Idee: „Warum fliegt ihr nicht nördlich von Hannover – Marburg – Schönhagen, da ist die Bewölkung mit Regenschauern nicht so dicht.“
Neue Flugvorbereitung: Nordhorn Lingen EDWN – Nienburg EDXI – Celle EDVC – BAB A2 – Magdeburg – Schönhagen EDAZ.
16.07.2019, 17:00: Wir konnten endlich starten, Wolkenuntergrenze bei 1500-2000 ft, Regenschauer, Sicht nicht schlecht, manchmal mussten wir niederen Wolken ausweichen. Richtung Celle wurde das Wetter viel besser, bei FIS hörten wir, dass südlich Braunschweig das Wetter sehr schlecht war, die Piloten umkehren mussten.
Wir landeten glücklich und zufrieden, bei bestem Flugwetter in Schönhagen um 19:05. Unsere 99s Freundin, Cillie Rentmeister, erwartete uns bereits. Einen Anpfiff bekamen wir vom Tower, weil wir im Anflug ausgerechnet übers Vogelschutzgebiet Blankensee geflogen sind.
Cillie besorgte uns ein Apartment auf einem Bauernhof. Im Hof auf einer Bank im Sonnenschein genehmigten wir uns ein Landebier, von Cillie mitgebracht. Den Abend verbrachten wir bei Cillie und ihrer Freundin Christina, die spezielle Ziegen züchtet.
17.07.2019: Flugvorbereitung nach Poznan-Lawica EPPO, Grenzüberflug bei Eisenhüttenstadt ARSAP, 090°. Der Flug war problemlos, eine ganz andere Landschaft, viele Wälder und Felder, es war recht turbulent, etwas Anspannung war vorhanden, da wir zum ersten Mal in Polen einen Flughafen anflogen. Der Tower wies uns an, über Whisky-Sierra in die Platzrunde einzufliegen, Landung auf der 29, dem Follow Me bis zur Parkposition nachrollen. „Give me Five“, gut gemacht!
Ina Rosa, eine 99-Pilotin, die wir in Berlin im Juni bei der „Luftbrücke“ kennen lernten, erwartete uns mit ihrem Freund Piotr, ein Pilot und Simulatortrainer. Eine Stadtführung mit anschließendem Abendessen, danach Weiterflug zum uns unbekannten Flugplatz Przlep EDZP, 240° und 42`. Mir war nicht wohl zumute, zumal wir so spät abflogen (20:16 Z), in einem unbekannten Land, zu einem unbekannten Flugplatz, Landung um 20:25. Ich war nicht glücklich, wir entscheiden gemeinsam, so etwas nicht noch einmal zu machen.
Vier Antonov standen auf diesem Platz, die Piloten waren sehr freundlich. Tineke fragte nach einer bekannten Pilotin, Regina Deddy, die an diesem Platz ihr Häuschen hat. Wir durften bis vor ihr Haus rollen und den Flieger parken. In ihrem Hangar tranken wir endlich unser Landebier. Regina und ihr Freund erzählten uns viel von ihren Schwierigkeiten, Reginas Mann, Pilot, ist an diesem Platz tödlich abgestürzt, sie zeigte uns das Video.
Der Hangar war gemütlich eingerichtet, an einer Wand wurde das Gesicht ihres Mannes in Großformat in verschiedenen Farben beleuchtet. Wir saßen an der Bar, Regina erzählte vom Unfall, er hinterließ viele Schulden … wir übernachteten in ihrem netten, mit viele Liebe eingerichteten Nebenhäuschen für ganz wenig Geld.
18.07.2019: Morgens gemütliches Frühstück im Freien, nach dem Tanken Abflug nach Torun EPTO, während des Rollens wurde unsere Blue Lady oft fotografiert. Sybille, eine Fliegerkameradin, empfahl uns, Torun anzufliegen. Eine Stadt aus dem Mittelalter, die Stadt des genialen Astronomen Nicolaus Kopernikus. Mit dem Bus und der Straßenbahn machten wir uns auf den Weg. Vorher bezogen wir im Hotel am Flugplatz unsere Zimmer.
Leider war das Kopernikus Museum um 18:00 geschlossen. Wir besichtigten die Altstadt. Zu Abend suchten wir uns ein chinesisches Restaurant aus und kippten eine Flasche Cardoney. Wir waren glücklich, in Polen zu sein.
19.07.2019: Am nächsten Tag fuhren wir bei bestem Wetter mit der Straßenbahn ins Zentrum, ca. 20 Min., um uns das Kopernikus Museum anzusehen, war sehr interessant. Zum Flugplatz zurückgekehrt, fuhr ein Pilot mit uns zu einer nahegelegenen Tankstelle, da es am Platz keine Tankstelle gab, wurden die drei 10- Ltr-Kanister, die wir leer mitbrachten, vollgetankt. Er erzählt uns voller Stolz, seine Frau sei Militärpilotin, wir bestaunten ihn. Zwei Piloten kamen noch hinzu und halfen uns, die Kanister in die Tragflächentanks zu kippen. Sehr freundlich und hilfsbereit, das konnten wir auf jeden Platz erfahren. „Ein Lob an sie“!
Auf dem Platz Torun standen fünf Moran, sie wurden für den Segelflugschlepp genutzt. Nach einem kleinen Mittagessen verabschiedeten wir uns und flogen weiter nach Krtrzyn EPKE, 060° (2:22 Stunden). Dieser Flug war sehr bockig, wir staunten über die weitreichenden Wälder und viel Wasser.
FIS von Polen, Gedansk war wie immer sehr freundlich und hilfsbereit. Wir meldeten uns am Flugplatz Ketrzyn, keine Antwort, wir landeten, stellten uns am Parkplatz ab, da saßen doch zwei Damen und ein Herr im Haus, wir gegrüßten uns freundlich.
Nun standen wir auf dem historischen Flugplatz, den während des 2. Weltkrieges Hitler mit seinem Gefolge anflog, um die Wolfsschanze zu bauen. Wir durften campieren, aber nicht unter der Tragfläche, bauten aber trotzdem unsere Zelte spät abends auf, mussten sie aber vor 8:00 morgens wieder abbauen. Was habe ich in dieser Nacht gefroren, ich hatte einen zu dünnen Schlafsack mit. Am darauffolgenden Abend bauten wir unser Zelt wieder auf, ein wunderbarerer Sonnenaufgang weckte uns frühmorgens.
Wir mieteten uns Fahrräder am Platz, fuhren nach Ketrzyn, war nicht so spannend, zurück ging es bergauf, ich musste öfter absteigen. Tineke, als Holländerin, fährt täglich mit dem Rad, sie ist 62 ich 79 Jahre, sie war gut trainiert und ich musste mehrmals absteigen. Janusz, der Nachtwächter am Platz, war sehr hilfsbereit, freundlich, wir verständigten uns kläglich, aber es ging. Bevor wir uns ins Zelt verzogen, tranken wir noch ein Glas Wein mit Nüssen.
20.07.2019: 7:00 Zelt abgebaut – Frühstück vor dem Tower, Wetter gut. 9:00 mit dem Fahrrad 7 km zur Wolfsschanze auf der Hauptstraße gefahren, es waren schon viele Menschen dort. Eintrittskarte gekauft, dann kann man im Gelände herum laufen und die Bunker bestaunen. Haben einen Film über das Leben in der Wolfsschanze angesehen, es wurde gezeigt, wie Oberst Claus Schenk von Staufenberg sein Attentat durchführte. Der Rundgang berührte uns sehr, war bedrückend. Die Bunker von Hitler und Bormann stehen noch, die 7 m dicken Betonwände konnten nicht gesprengt werden.
Zurück am Platz, fuhr Janusz mit Tineke und den drei Kanistern zur Tankstelle, holte eine Leiter aus dem 2. Weltkrieg hervor und betankte unsere Maschine. Danach machte er uns auch noch einen Tee.
21.07.2019: Es war Sonntag, Janusz fuhr uns nach Grzyko, 30 km zur Bootsfahrt über die Masuren. Für die große Fahrt waren nicht genug Leute, sind auf ein anderes Boot verfrachtet worden, hat aber auch gereicht.
Die Blue Lady war bereits gepackt und startklar. Tineke informierte sich vorher, ob wir auf dem Privatplatz Kikity EPKI landen dürfen. Jederzeit! Abschied von Anna und Janusz. Ein kurzer Flug von 13 Minuten, man konnte nur eine Landerichtung benutzen trotz Rückenwind und musste über den See anfliegen. Die Piste war lang genug, sie stieg etwas an, Ingrids Landung war super.
Kikity – ein Flugplatz, ein Hangar, ein Hotel – traumhaft. Dorotho, die Besitzerin, ihr Mann ist Pilot, erklärte uns, dass am Wochenende viele Flugzeuge landen würden, aber wir waren ganz alleine dort, alle waren schon abgeflogen. Mit Dorotho und ihrer Mutter aßen wir zu Abend und erfuhren einiges über den Flugplatz.
22.07.2019: Nach dem Frühstück Flugvorbereitung nach Elblag EPEL, 41 Minuten. Dorotho telefoniert für ein 3 Sterne Hotel, sie sprach auch sehr gut Deutsch, Hotel super, sauber, ein Frühstücksbuffet mit Liebe zubereitet und vielfältig. Dorotho hat auch Schiffskarten für den Oberländischen Kanal reserviert, leider nur mehr für 14:00, die Rückfahrt sollte mit dem Taxi sein.
Der Flug war wieder sehr bockig, über Felder und Wälder, FIS sehr hilfsbereit, führte uns am Sperrgebiet vorbei. Den Platz rasch gefunden, jemand meldete sich am Funk, ein riesiger Flugplatz, es wurde Segelflug geübt. Fünf Schüler und eine clevere Schülerin, die uns ein Taxi rief, um ins Hotel zu kommen. Wir nahmen nur unseren Rucksack mit, checkten im Hotel ein, gingen durch die Stadt zum Fluss, um dort an einer Bude unser Landebier zu trinken.
23.07.2019: Morgens um 9:00 gingen wir zur Information der Schifffahrt und tatsächlich waren noch zwei Plätze frei. So war es gemütlich auf einem Abschnitt des Oberlandkanals, auf dem sich fünf Rollberge befinden, eine hydrotechnische Lösung, die einzigartig auf der Welt ist. Das Schiff muss für die Strecke von 10 km einen Höhenunterschied von 100 m überwinden. Eine spannende Fahrt durch die 1. Schleuse, das Schiff wurde von einer Plattform hochgehoben, über Schienen den Hang hochgezogen und nur mit Wasserkraft transportiert. Alle Passagiere kamen aus dem Staunen nicht heraus. Die Fahrt dauerte zwei Stunden, danach wurde im Museum das Bauwerk nochmals erklärt, wie es entstand. Um 15:00 wartete das Taxi auf uns, um zum Flugplatz zu kommen und wir konnten noch nach Grudziadz EPGI fliegen. Diesmal gab es Schauer, tiefliegende Wolken, Tineke musste auf 1300 ft runter, die Sicht war schlecht aber der Flug war nur kurz. Kein Mensch meldete sich am Funk, wir sind auf dem großen Platz gelandet, ein Jeep fuhr während unseres Rollens an uns vorbei, wir dachten es sei unser Follow Me, drehte ab, wir parkten das Flugzeug, der Jeep mit drei Burschen kam zu uns und sie fragten, ob sie uns helfen könnten, was wir gerne annahmen.
Das Hotel lag gleich hinter der Landebahn, so konnten wir gemütlich unser Landebier einnehmen. Wir freundeten uns mit den Piloten an, saßen am Abend gemeinsam im Freien zusammen, das Wetter war wieder OK, ein Flugkapitän erzählte uns, wie er zum Fliegen kam. Tineke hatte sich für den nächsten Tag zu einem Segelflug angemeldet, war dann aber doch zu teuer. Ich bin in einer Grob, einem Motorsegler, mit Max geflogen, er wollte kein Geld. Zum Wochenende waren 60 Segelflugzeuge angemeldet, sie flogen einen Wettbewerb.
24.07.2019: Die drei Piloten vom Vortag holten für uns den Sprit von einer Tankstelle und halfen uns wieder zu tanken. Die Flugvorbereitung für Schönhagen EDAZ wurde gemacht, Cillie besorgte uns wieder eine Unterkunft in einem schönen Bauernhof. 2:32 Stunden brauchten wir bis Schönhagen. Das Wetter war gut, nur wieder sehr bockig, es sah so aus als gäbe es nur Wald, Felder und Wasser. Der Grenzüberflug war wieder ARSAP. Nach der geglückten Landung schlug uns die Hitze von 32° entgegen, diese Temperatur hatten wir die ganze Zeit in Polen nicht. Cillie holte uns ab, aber nicht bevor wir unser Landebier getrunken hatten. Wir luden Cillie zum Abendessen ein, Christina, ihre Freundin, musste ihre besonderen Ziegen versorgen.
25.07.2019: Frühstück bei Cillie und Christina, anschließend Spaziergang mit den acht Ziegen, sie fressen besondere Blätter, gut für den besonderen Käse den Christina selbst macht. Tineke und ich sammelten noch die Grasballen vom Feld ein, diese wurden in einer Hütte für den Winter verstaut.
Achim schickte uns per WhatsApp immer das aktuelle Wetter, wir hatten sehr gutes Flugwetter bis nach Rheine Eschendorf (2:06 Stunden), um Kalle, einen treuen Fliegerkameraden, zu besuchen. Er schrieb Tineke: „Komm zurück, du warst lange genug weg!“ Rosa und Clemens schauten noch vorbei, wir erzählten, wie es war. Weiterflug um 18:00 nach Nordhorn Lingen mit viel Seitenwind, die Landung war grenzwertig. Tineke organisierte noch einen Grillabend am Platz.
Es war eine wunderbare Flugreise, wir haben uns im Flugzeug und am Boden sehr gut verstanden und hatten viel Spaß. Den nächsten Aus-Flug mache ich mit Tineke bestimmt wieder in ihrem Oldtimer PA22 Tri Pacer, wir passen da gut rein!
Wer hätte 1980 gedacht, dass ich am 12.Oktober 2019 meine letzte Landung als Flugkapitänin auf dem großen Airbus A340-600 mache. Ich hätte es mir nicht träumen lassen!
In 39 Jahren als Pilotin und 30 Jahren Berufsfliegerei habe ich einige Flugzeugmuster kennengelernt und bin sie auch geflogen. 19 Jahre war ich Kapitänin, davon zunächst acht Jahre auf dem Airbus A320, damals als erste Frau.
Ich war es gewohnt, dass die Passagiere stutzen, wenn man eine weibliche Stimme aus dem Cockpit vernahm. Wurde ihnen klar, dass vorne jetzt eine Frau die Chefin war, oder gar nur Damen im Cockpit saßen, waren die Reaktionen sehr unterschiedlich. Darüber lässt sich ein ganzes Buch schreiben – ich denke, dass ich das einmal machen werde.
11 Jahre war ich Kapitänin auf dem Airbus A 330/340 und habe die ganze Welt bereist. Ich hatte unterschiedliche Erlebnisse und wundervolle Begegnungen und lernte ferne Länder kennen. Es hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn es oft Herausforderungen gab: Nachtflüge, Zeitzonen, Klimawechsel, anspruchsvolle Anflüge und die vielen Prüfungen, die frau in ihrem Fliegerleben bestehen musste.
Die Freuden dabei waren die Treffen der Pilotinnen-Freundinnen in aller Welt, dem Wintergrau entfliehen und irgendwo in der Sonne das Flugzeug verlassen. Fremde Länder und Kulturen kennenlernen und einen größeren Blick auf die Dinge der Welt bekommen – wer hat dazu schon die Gelegenheit?
Sicher hätte ich noch einige Jahre weiter mit dem A330 und A340 die Welt entdecken können. Doch ich habe mich bewusst für den Abschied aus der großen Fliegerei entschieden. Zunächst war die letzte Landung noch ganz weit weg, doch das Ereignis kam schnell näher: Die letzte Simulator-Prüfung auf dem A330, das letzte Emergency-Training, die letzte Landung auf dem A340-300, das letzte Mal in Kapstadt usw. – es gab viele letzte Male.
Als Abschiedsflug wählte ich Hongkong. Ich durfte mir meine Cockpitbesatzung wünschen und einen Teil meiner Kabinencrew. Außerdem begleiteten mich mein Mann und einige Freunde nach Hongkong. Die Zeit war toll und der letzte Flug war ein ganz besonderer.
Man hatte für mich eine goldene Uniformjacke mit vier blauen Streifen nähen lassen, die ich vom Crewhotel bis nach Hause trug. Meine Crew und meine Angehörigen trugen T-Shirts mit dem Aufdruck „Team Andrea“, und überall wurde Konfetti gestreut. Unsere Passagiere wunderten sich über die „Dame mit dem goldenen Jacket“ und das „Team Andrea“. Nachdem wir den Gästen erklärten, was an diesem Flug so besonders war, entstand eine ganz besondere Stimmung an Bord. Alle waren ein Teil dieses besonderen Fluges. Nach dem Einflug in den deutschen Luftraum sprachen uns alle Kontroller nur noch als „Andrea one“ an: „Andrea one, descend to FL 330“.
Dann kam der Anflug. Ich machte meine letzte Ansage über die verbleibende Flugzeit und das Wetter. Das ging noch ganz gut. Als ich aber erklärte, dass dies nun meine letzte Landung in meiner Karriere als Kapitänin bei Lufthansa sei, wurde meine Stimme etwas zittrig. Ich musste mehrmals tief durchatmen. Dann den Autopiloten ausschalten, den Flieger in die Hand nehmen und die letzte Landung auf der 25L.
Es war noch dunkel, und die Landebahnen waren hell erleuchtet – eine ganz besondere Stimmung. Mit 150 kt setzte ich den Flieger sanft auf die Bahn und rollte nach rechts raus. In dem Moment schaltete mir mein Copilot die Musik aus der Kabine ins Cockpit. Es wurde John Denver „Leaving on a Jetplane“ gespielt. Sehr ergreifend!
Nach dem überqueren der Bahn 25C erhielten wir unsere Rollanweisung für das Gate B23. Plötzlich tauchten im Dunkeln drei „Follow Me“ auf, schaltete ihr Blinklichter ein und geleiteten mich zu meiner endgültigen Parkposition.
Beim Aussteigen der Gäste schüttelte ich mindestens 300 Hände und nahm viele Wünsche entgegen. Danach letzte stimmungsvolle Worte zum Abschied mit der Crew und lange Umarmungen. Selbst die Kollegen aus Hongkong haben mir eine lockere Schokoladentorte backen lassen.
Und ganz zum Schluss bekam ich ein weiteres wunderschönes Geschenk: Ein Kollege hat mein letztes Einparken gefilmt. Wunderschön!
Nun werde ich die Welt mit kleineren Flugzeugen oder Hubschraubern bereisen, den Menschen das Fliegen beibringen und Bücher schreiben.
Andrea Amberge
Jetzt ist das Treffen in Malawi zu Ende. Wir hatten eine wundervolle Zeit sowohl in Malawi als auch in Tansania. Neue Kontakte und Freundschaften sind entstanden, und die Gemeinschaft ist intensiver und größer geworden. Die Zeit dort werden wir alle nicht vergessen. Ich würde mich freuen, wenn noch viel mehr von den 99s an solchen Treffen teilnehmen können bzw. würden. Erst dann kann man sehen und erleben, was es heißt eine 99 zu sein und überall auf der Welt Pilotinnen-Freundinnen und Gleichgesinnte zu kennen. Es war ein Erlebnis ohnegleichen!
Ankunft in Malawi:
Der erste Flash Mob von Pilotinnen weltweit am 19.10.2019 in Blantyre. Alle Pilotinnen haben in Uniform auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums getanzt:
Das neue 99-Lied wird das erste Mal vorgestellt. Es wurde von einem lokalen Künstler geschrieben bzw. produziert, dazu tanzen die afrikanischen Teilnehmerinnen am offiziellen Eröffnungsabend – 19.10.2019 – mit geladenen Gästen in Blantyre: